Projekttreffen. „Wer würde denn gern viewen?“ Alle Hände heben sich. Das ist sehr schön.
„Wer würde monitoren, eine Projektleitung übernehmen? Zwei drei Meldungen, dann noch mal drei mit Zögern. Die restliche Hälfte der Anwesenden verhält sich unsicher bis ablehnend. Statements werden abgegeben. Sie reichen von: „Das traue ich mir noch nicht zu!“ bis „Ich möchte eigentlich nur viewen, das ist interessanter!“
Warum ist es so schwer, genügend Personen zu finden, die eine leitende Funktion übernehmen können und auch möchten? Wie sich inzwischen gezeigt hat, bedeutet gutes Monitoring fast immer eine Qualitätssteigerung der Aussagen um 100 %. Aber nicht nur dieser Umstand ist oftmals entscheidend.
Ein Soloviewer kann oft eine hundertprozentige Session abliefern und trotzdem nicht das herausfinden, was der Auftraggeber wissen wollte. McMoneagle, der erste und am längsten im Kundenauftrag tätige amerikanische Remote Viewer beschreibt in seinem Buch „Memories of a psychic spy“ das Problem sehr genau: entweder es liegt an der falschen Aufgabenstellung oder man weiß über das Ganze noch viel zu wenig.
Ein ganz typisches Beispiel: Für einen Fernseh-„Beweis“ sollte er den Standort eines Outbound-Referenten viewen und welche Umgebung er um sich herum sieht. McMoneagle beschrieb einen Fluss in der Stadt, eine Brücke und ein Ufer.
„Leider daneben!“, konstatierte der Outbounder beim Eintreffen des Teams am Themseufer, nahe der Towerbridge. „Ich habe die ganze Zeit auf das Kraftwerki am anderen Ufer geschaut!“ Ein Monitor hätte auf jeden Fall die Intentionen des Outbounders abgefragt, weil falsches Targeting öfter vorkommt. Hier spielt das Wissen darum bei jeder beteiligten Person eine große Rolle.
„Was du nicht fragst, kriegst du nicht beantwortet!“, ist ein sehr bekanntes geflügeltes Wort unter Remote Viewern. Es hört sich fast biblisch an, enthält aber harte Wahrheiten. Ein Viewer kann noch so gut sein, was er nicht bringt, weil er nicht in die richtige Richtung schaut, wird auch nicht in die Lösung eines „Falles“ einbezogen.
Warum gibt es so wenig gute Monitore und Projektleiter, wenn es in der Praxis einen solchen Anteil am Ergebnis hat?

Weil es nicht „sexy“ ist.

Ein Remote Viewer, der viele richtige Details erkennen und beschreiben kann, erreicht große Bewunderung. Man kann es vergleichen mit der Rolle eines Starschauspielers oder eines Torschützenkönigs. Nach den Regisseuren und Trainern fragen erheblich weniger Leute. Erst in den letzten Jahren ist hier die Aufmerksamkeit umgeschwenkt. Im Berufsfußball, wo es um viel Geld geht, hat man festgestellt, dass eine Mannschaft aus den teuersten Stars ohne Konzept und Führung oft nur sehr mittelmäßig abschneidet. Sie werden nie richtig schlecht sein, aber ohne entsprechenden Trainer, der ja die Strategie für ein Spiel zu verantworten hat, auch nie richtig gut. In den Profiligen dieser Welt weiß man das, und sobald eine größere Anzahl von Spielen verloren geht, wird hektisch nach einem neuen Trainer gesucht. Für Filme gilt das Gleiche.
Der neue Fokus der Berichterstattung auf den Durchführungsleiter schmälert nicht unbedingt die Aufmerksamkeit, die ein Star bekommt. Tore schießen, gut spielen, Richtiges viewen wird immer anerkannt werden. Wer die nötige erlernte oder angestammte Fähigkeit als Viewer mitbringt, wird immer gern gesehen sein.
Wie man aber inzwischen sehen kann, ist für Viewer noch viel mehr Ruhm und Ehre möglich – bei guter Führung. Letztlich zählt bei einem Projekt nur das Ergebnis.
„Warum kann denn dann ein guter Viewer nicht auch gut monitoren?“, wird oft gefragt. Gegenfrage: Warum muss bei allen wichtigen Mannschaftssportarten der Trainer einen „Trainerschein“ machen, mit sehr spezieller Ausbildung? Und warum sind die erfolgreichsten Trainer fast immer schon ziemlich alt, also nicht mehr selbst aktiv? Den Schein könnte man doch auch in jungen Jahren machen!
Vielleicht liegt da die Aufmerksamkeit auf dem schnellen Ruhm. Ein wichtiges Tor, schon findet man sich auf der Titelseite! Die Arbeit eines Trainers ist länger, kleinteiliger, mühsamer aber nachhaltiger. Und man braucht viel Erfahrung, um Ereignisse und Entwicklungen richtig einschätzen zu können.
Diese Herausforderung wird von den allermeisten Viewern vollständig begriffen, wen sie eine gewisse Schwelle der Erfahrung überstiegen haben.
„Der wichtigste Job ist eigentlich der des Monitors!“, hört man dann oft. So weit würde ich nicht gehen. Remote Viewing ist ein Mannschaftssport, um mal in diesem Vergleich zu bleiben, den ich sehr passend finde. Das Ergebnis hängt von der Qualität der Einzelteile UND ihrem Zusammenspiel ab.
Seit ich diesen Umstand begriff – es war ungefähr im Sommer 1997, man kann die Schmerzhaftigkeit dieser Erkenntnis in Büchern nachlesen – habe ich viele Viewer gesehen, die von ihrer Anlage und ihrem Können großartig waren, aber in wichtigen Fällen kläglich scheiterten.
„Hätteste du mal…“ Ein beliebter Spruch nach der Session. Wenn man bedenkt, dass der Viewer, um seinen „Job“ gut zu machen, gerade das zu Beginn einer Session sozusagen „an der Garderobe abgibt“, was wir Ratio und Entscheidungsfähigkeit nennen, wird klar, worum es geht. Teamwork.
Leider ist die Zeit, die man benötigt, um guter Monitor zu werden, erheblich länger, mühsamer und von weniger Beifall begleitet. Deshalb gibt es nicht so viele.
Im Sport und beim Film ist das nicht so schlimm. Die Anzahl der „Spieler“, die auf einen Trainer/Monitor kommen, darf recht hoch sein. Beim Remote Viewing brauchen wir mehr: Eigentlich sollte auf einen guten Viewer mindestens ein guter Monitor kommen, um wirklich in der ersten Liga spielen zu können. (Und das ist es übrigens, was Journalisten immer dummdreist voraussetzen, wenn sie einen Beitrag über PSI machen – sie verstehen die Feinheiten der Entwicklung nicht. Man müsste es ihnen einmal am Beispiel des Sports klarmachen. Man würde einen jungen Kreisligaspieler, auch wenn er noch so genial ist, nie sofort in der Nationalmannschaft aufstellen)
Dies ist also ein Aufruf zur Weiterbildung: Liebe Viewer, nehmt den mühsamen Weg auf euch, zum Wohle des Ganzen, auch wenn er nicht so „sexy“ und ruhmbekleckert ist. Aber es macht auch durchaus Spaß, im Hintergrund zu managen.