Dieser Artikel ist dem Andenken an Ingo Swann gewidmet. Er hat uns mehr geschenkt als nur „Hellsehen
von Manfred Jelinski

Wunsch und Wahrheit liegen oft weit auseinander. Manchmal gibt es sogar ein Happy End, mit dem niemand gerechnet hatte.

Als zu Beginn der Forschungsinstitut Verkabelung1970er Jahre an verschiedenen Stellen in den USA die Forschungen zu dem begannen, was wir heute Remote Viewing nennen, wollte man einfach nur der Angst begegnen, die Russen hätten auf einem bestimmten Gebiet unbemerkt die Vorherrschaft gewonnen. Im kalten Krieg eine ganz unangenehme Entwicklung, besonders wenn es ein Gebiet betraf, um das man sich kaum gekümmert hatte. Ingo Swann sei Dank, dass er das einmal so explizit herausgearbeitet hat!
Also steckte man plötzlich einige Millionen Dollar in die Erforschung dessen, was gemeinhin unter dem Begriff „Hellsehen“ bekannt ist. Was herauskam, konnte schlichtweg keiner erwarten und beschäftigt uns in der Forschung noch heute.
Wie wir wissen, wurden Methoden entwickelt (Methoden, sagt McMoneagle, nicht Protokolle!) um es tatsächlich zu ermöglichen, dass Menschen kontrolliert Dinge wahrnehmen, die sich dem Einzugsbereich ihrer normalen fünf Sinne entziehen. Wie erfolgreich sie dabei waren, wurde erst in den kommenden Jahrzehnten klar.


Denn Remote Viewing als trainierbare Methode bewirkt weitaus mehr als nur „Hellsehen“. Und am radikalsten arbeitet hier die Methode, die allgemein als CRV, entwickelt von Ingo Swann, bekannt ist.
Um diese Vorgänge zu erkennen, mussten die Anwender aber erst das Erstaunen überwinden, dass „so etwas“ überhaupt funktioniert und mit neuen Ansätzen in ein Gehirnlabor gehen, spezielle Messungen machen, Abläufe analysieren und die deduktiven Erkenntnisse immer wieder in der Praxis überprüfen.
Aus dem Wunsch, PSI zu enträtseln, entstand die Wahrheit, eine prinzipielle Methode des Gehirntrainings gefunden zu haben.
Als ich vor 16 Jahren bei den ersten EEG-Messungen von Remote Viewern im Stuttgarter Institut für Kommunikation und Gehirnforschung zugegen war, waren alle Beteiligten höchst erstaunt, welch Muster Remote Viewer auf den Messprotokollen produzierten.

Messblatt

Günter Haffelder, der Begründer und Leiter des Instituts, wandte die damals revolutionäre Methode der Fast-Fourier-Darstellung eines EEGs an, in dem man topographisch sieht, was das Gehirn in einem bestimmten Zeitraum tut.
Betrachten wir den Ausdruck eines solchen Ablaufs:
Die Darstellung ist in zwei Hälften gegliedert, die jeweils die Aktivität einer Gehirnhälfte repräsentieren. Sie sind mit „rechts“ und „links“ bezeichnet. Die x-Achse zeigt die jeweilige Taktfrequenz des Gehirns an, hauptsächlich in den alltagswichtigen Bereichen zwischen Delta- und Gamma-Bereich.
Die y-Achse repräsentiert die vergehende Zeit des Versuchsablaufes. Die projizierte z-Achse zeigt die Ausprägung.

Diese Messmethode ist sofort auch für Laien interpretierbar.

Was sofort auffällt, ist die erheblich stärkere Aktivität der rechten Gehirnhälfte in einer Session, die sich über die Zeitachse hin noch verstärkt. In einer normalen Situation müssten die Aktivitäten der linken Hemisphäre größer sein bis hin zu einer gewissen Ausgeglichenheit der beiden Seiten. Das ist hier deutlich nicht der Fall.
Wenn wir die Messungen von Aktivitäten des Gehirns bei anderen Tätigkeiten zum Vergleich heranziehen, wird die These unterstützt, dass sich die linkshemisphärischen Bereiche eher mit rationellen Dingen beschäftigen: Wahrnehmungsorganisation, Entscheidungen, Situationsbewertungen, Ordnungsverhalten.
Die rechte Hälfte beschäftigt sich mit intuitiven Inhalten: künstlerisches Gestalten, übergeordnete Koordination, spontane Eingebungen.
Haffelder zeigtDie linke Hälfte arbeitet seriell, d. h. hintereinander, während die rechte Hälfte an dieses Hintereinander nicht so sehr gebunden ist und eher parallel arbeitet.
Für unseren Alltag wäre es sehr ungesund, wenn beide Gehirnbereiche die gleiche Autorität hätten. Deshalb gibt es ein Kontrollprogramm, das den Kontrollinstanzen der linken Hemisphäre die Entscheidung überlässt und den Einfluss der rechten Hemisphäre stark begrenzt.
Aus den Messungen können wir schließen, dass Remote Viewing diese Sperre mindestens teilweise aufhebt, indem die linkshemisphärische, sperrende Aktivität reduziert wird.
Die Folge ist, dass Informationen der rechten Hälfte Zugang zum Aufmerksamkeitsbereich finden und benannt bzw. niedergeschrieben werden können.
Diese Inhalte sind Informationen, die wir „Hellsehen“ nennen, und die Schlussfolgerung ist, dass die Programme der rechten Hemisphäre den Anschluss an das sogenannte „Kollektive Unbewusste“ mindestens kontrollieren, vielleicht aber auch herstellen. Hier müsste man noch die Interaktion mit der Epiphyse untersuchen, die von manchen als „Sende/Empfangsorgan“ angesehen wird.
Aber zurück zu der Sperre zwischen linker und rechter Hemisphäre. Im Alltag ist das sehr sinnvoll. Wer auf eine rote Ampel zufährt, braucht Hellsehen in diesem Moment am Allerwenigsten. Beachtung von Verkehrsregeln ist hier nützlicher.

Deshalb wenden wir Remote Viewing auch in geschützten Situationen an.

Beide Gehirnhälften stehen über Taktfrequenzen miteinander im Austausch, das Corpus Callosum ist die organische Verbindung.
Das Beispiel eines PCs ist hilfreich: Es gibt zwar nur eine Gehirnhälfte, die Leistung ist aber von der Taktfrequenz abhängig.

Frequenzband

Frequenz

Zuordnung

Gamma

>30 Hz

Geistige Höchstleistung, Problemlösung, Angst, neuronale Reorganisation

Beta

>13 bis 30 Hz

Hellwach, geistige Aktivität, Konzentration, Aufmerksamkeit

Alpha

8 bis 13 Hz

Entspannung, Zustand kurz vor und nach dem Schlaf

Theta

4 bis <8 Hz

Leichter Schlaf, REM-Phase, Träume

Delta

0,1 bis <4 Hz

Traumloser Schlaf  

Das sehr spezielle EEG-Bild einer Remote-Viewing Session kommt nach der Erfahrung von vielen Messungen, die Günter Haffelder über viele Jahre hinweg auch an natürlichen Medien durchführte, in der gezeigten Ausprägung nur bei Verwendung des CRV-Protokolls zustande.
Andere „mediale“ Methoden sind auch wirkungsvoll, Ingo Swanns Ablaufplan bringt jedoch die deutlichsten Ergebnisse. Und das bei jedem Menschen. Er ist wie eine „Brechstange“: in den 15 Jahren, seit ich RV trainiere, hat es immer funktioniert, selbst bei Skeptikern.
Was macht dieser Ablaufplan mit dem Gehirn?
Die grundlegende Technik ist das Hin- und Herschalten zwischen den Gehirnhälften. Am Anfang, in Stufe 1, ist es am deutlichsten zu erkennen. Die Beschäftigung mit dem Ideogramm ist so ausgelegt, dass abwechselnd linke und rechte Programme gefragt sind.

Analysieren wir den A-Aspekt.
Zuerst kommt die Beschreibung der Bewegung der Kurve. Auch wenn hier vom alten amerikanischen Manual die Gefühlskomponente in den Vordergrund geschoben wird, die Beschreibung der Kurve ist letztlich nichts anderes, als eine Beschreibung dessen, was man mit den Augen sieht. Das folgende „Hineinfühlen“ in die Kurve ist die Aufforderung, die Kurve rechtshemisphärisch zu beschreiben.

Der A-Aspekt ist also ein Psychoschalter. Durch weiteres Umlegen dieses Schalters stellt sich mit der Zeit ein Zustand ein, der den beliebigen Zugriff auf beide Hemisphären erlaubt. Linkshemisphärisch wird die Fragestellung aufgenommen, rechtshemisphärisch wird sie beantwortet, dann wieder von dem (seriellen) Schreibprogramm festgehalten.
Damit wird nicht nur durch die ständige serielle Tätigkeit die Kapazität der linken Hemisphäre wie bei einem Windows-PC bis an die Grenze des Möglichen belastet, sondern auch die Kommunikation zwischen den Hemisphären kontrolliert durchgeführt. Mit einiger Übung, was eine Grundanforderung für Remote Viewer ist, lässt sich dieser Zustand immer leichter erreichen.

stufe1

Protokollablauf Stufe 1

Ein weiterer Interessanter Aspekt liegt in der Aktivität des Gehirns in verschiedenen Frequenzbereichen. Sehen Sie sich dazu noch einmal die Tabelle der einzelnen Bereiche mit ihren Bedeutungen an.
Wenn wir die EEG-Topografie einer RV-Session betrachten, fällt auf, dass besonders im oberen Alpha/unteren Beta-Bereich und im Delta/unteren Theta-Bereich eine starke Aktivität stattfindet, während im Alpha-Bereich die Aktivität stark zurückgeht. Bei 10 Hz ungefähr liegt die generelle Verbindungsfrequenz zwischen den Gehirnhälften, etwas unterhalb des aktiven Wachbereichs tauschen sich die Gehirnhälften aus.
Wie man sieht, sind in diesem Bereich die höchsten Ausschläge in der rechten Hemisphäre. Hier liegt in der Session offensichtlich die Dominanz der informellen Tätigkeit. Die linke Hälfte ist hier passiv. Die rationale Schwelle existiert praktisch nicht mehr.
Der Bereich um 3 Hertz ist ebenfalls stark aktiv, hier allerdings sowohl links als auch rechts. Hier findet, weit unterhalb der Bewusstseinsschwelle, die Kommunikation während einer Remote Viewing Session statt. Den Bereich von 3-4 Hz kann man sozusagen die Trägerfrequenz des PSI nennen.

Ausdrucke

Wie wir auf dem Bild mit den vielen verschiedenen Ausdrucken sehen können, sind alle diese Aufzeichnungen sehr ähnlich. Individuelle Unterschiede sind gering.
In gewisser Hinsicht ein Beweis dafür, dass das Gehirn, das sich auf diese Prozedur eingelassen hat, nicht mehr zurück kann. Es muss den Vorgaben folgen und die Informationskanäle bereitstellen.
Zum Glück findet es auch allein wieder in den „Normalzustand“ zurück, wenn nämlich eine gewisse Ermüdung eintritt, denn Remote Viewing ist wie eine Mathematikaufgabe lösen: nach einer Stunde hat man erstmal genug.
Wie ich aber feststellen durfte, bewirkt der CRV-Ablaufplan noch viel mehr:

Durch das ständige Ansprechen des freien links-rechts-hemisphärischen Austauschs wird die gesamte Denktätigkeit angeregt und verbessert.

Die Akzeptanz für intuitive Wahrnehmung wird hergestellt und bringt Vorteile. Man ist schneller im Erkennen von Zusammenhängen. Man kann sich auf Informationen, die einem „zufliegen“, verlassen. Alle meine Bücher schreibe ich so: Ich setze mich hin, Ingoformuliere ein Thema und los geht’s, wie in einer Session. Das konnte ich früher nicht. Solche Beobachtungen werden uns auch von anderen zugetragen. Das ist nicht erstaunlich, wenn man die Wirkungsweise der Methode von Ingo Swann begreift.
Die Wahrheit ist, Remote Viewing ist nicht nur „Hellsehen“. Mit dem CRV-Ablaufplan halten wir das Verständnis für grundlegende Prozesse im Gehirn in den Händen. Mit den zahlreichen anderen Erkenntnissen aus der Analyse dieser Methode (die den Rahmen dieses Artikels bei weitem sprengen, kann man viele andere Anwendungen erklären und verbessern, wie z. B. Familienaufstellung, Schamanische Praktiken und künstlerisches Schaffen. Auch auf die Lerntheorie haben diese Erkenntnisse einen großen Einfluss.

Danke, Ingo!