Der Monitor ist schuld - 18.September.2011

Wie ich mich doch gefreut hatte, als es in meiner ersten Session hieß: wenn etwas nicht funktioniert, ist der Monitor schuld.

Ich wog mich in Sicherheit, konnte gewiss sein, dass mir aus eventuellen Sackgassen geholfen wird und ich mich nur meinen intuitiven Ergüssen hinzugeben brauchte.

Dass das auch schon genug an Herausforderung sein kann, erwähnte ich ja in meinen letzten Beiträgen. Doch kaum hat man eine Hürde genommen, wartet auch schon die nächste. Wie im richtigen Leben.

So kam nun auch der Tag, an dem ich zum ersten Mal selbst den Weg weisen sollte. Der arme Viewer, dachte ich. Wenn der wüsste, wie unsicher ich mich dabei fühlte. Ich versuchte, mich in die Lage eines Politikers zu versetzen, der das Familienministerium leiten soll, aber eigentlich 60 Jahre alt, unverheiratet und kinderlos ist. Also einfach mal so tun, als ob man weiß, was Sache ist und die Leitung übernehmen.

Im Gegensatz zu diesem speziellen Politiker hege ich jedoch die Hoffnung, noch in meine Aufgabe hineinwachsen zu können.

Zu Beginn war es wichtig, keine zu langen Pausen aufkommen zu lassen. Schnell und möglichst kurz auf den nächsten Schritt hinweisen. Damit ich selbst nicht durcheinander kam, hatte ich noch einen Spickzettel vor mir. Ja, ein bisschen Übung brauche ich noch.

Zudem war ich auch nicht alleine. Manfred hatte den Überblick und konnte eingreifen, wenn ich zu vorsichtig, langsam oder auch schnell war. Gegen Ende der Session, in Stufe 3, übernahm er wieder die Initiative.

Besonders tückisch ist in dieser Phase die sehr individuelle Art des Viewers, seine Eindrücke zu äußern und die künstlerische Begabung bezüglich der Skizze.

Eine waagerechte Linie ist manchmal schon alles. Da erstrecken sich aber alle zeitlichen und räumlichen Dimensionen drin, alle Farben und Geräusche und vieles mehr. Der Monitor braucht eine Art Röntgenblick, um zu erkennen, was der Viewer womit gemeint hat. Und um langsam der Sache näher zu kommen, indem immer wieder bestimmten Einzelheiten nachgegangen wird, fragt er einzelne Stellen ab.

Es zeigte sich also, dass weit mehr dazu gehörte, als nur die Ansage der Seite und des Verlaufs. Die Ausarbeitung der Skizze mit all ihren Feinheiten und Tücken ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, auch wenn bis dahin „nur“ eine Annäherung an das Target geschieht. Obwohl es nicht auf realistische Skizzen ankommt. Es wird, wie gesagt, kein Abbild des Targets verlangt, darum geht es nicht.

Sollte diese stufenweise Annäherung ans Ziel im Sande verlaufen, in die völlig falsche Richtung gehen, dann ist eben der Monitor schuld.

Träumen für Fortgeschrittene - 19. September 2011